Ist THCP ein Vollagonist? - Alles, was du über die Wirkungsstärke wissen musst

Beate Schmitt Okt 24 2025 Cannabis und CBD Wissen
Ist THCP ein Vollagonist? - Alles, was du über die Wirkungsstärke wissen musst

Wichtige Punkte

  • THCP bindet extrem stark an den CB1‑Rezeptor - etwa 30 × höher als Δ9‑THC.
  • Im Labor wirkt THCP als Vollagonist, das heißt es aktiviert den Rezeptor fast vollständig.
  • Die reale Wirkung im Menschen kann durch Pharmakokinetik und Dosierung variieren.
  • Im Vergleich zu HHC‑P ist THCP deutlich potenter, aber beide bleiben THCP Vollagonist nur im Kontext von CB1.
  • Rechtlich gilt THCP in den meisten Ländern noch als Grauzone - Vorsicht bei Kauf und Konsum.

Was ist THCP?

Wenn du dich schon einmal mit Cannabinoiden beschäftigt hast, hast du bestimmt von Δ9‑THC gehört - dem klassischen Wirkstoff aus Cannabis. THCP (Tetrahydrocannabiphorol) ist ein relativ neues, natürlich vorkommendes Cannabinoid, das 2019 von einer italienischen Forschungsgruppe entdeckt wurde. Chemisch unterscheidet sich THCP von THC durch eine längere Alkylkette (sieben‑ statt drei‑Kohlenstoff‑Kette), was die Bindungsaffinität zu den Cannabinoid‑Rezeptoren stark erhöht.

Voll‑ vs. Teilagonist - die Grundbegriffe

Ein Vollagonist aktiviert einen Rezeptor fast vollständig, wenn er bindet. Das bedeutet, die maximale Antwort des Rezeptors (Emax) wird erreicht. Ein Teilagonist hingegen löst nur einen Teil der maximalen Aktivierung aus, selbst wenn er alle Rezeptoren besetzt. Die Unterscheidung ist wichtig, weil Vollagonisten oft stärkere, aber auch potentiell riskantere Effekte haben.

THCP bindet leuchtend an CB1‑Rezeptor, THC und HHC‑P im Hintergrund.

Wie bindet THCP an die Cannabinoid‑Rezeptoren?

Die beiden wichtigsten Rezeptoren im Endocannabinoid‑System sind der CB1‑Rezeptor (hauptsächlich im zentralen Nervensystem) und der CB2‑Rezeptor (vor allem im Immunsystem). Bindungsstudien mit Radioliganden zeigen, dass THCP eine Ki von etwa 0,36 nM am CB1‑Rezeptor hat - das ist rund 30‑mal stärker als die Ki von Δ9‑THC (≈ 10 nM). Beim CB2‑Rezeptor liegt die Affinität ebenfalls hoch, allerdings etwas niedriger als am CB1.

Da THCP die Bindungsstelle fast vollständig ausfüllt und das Konformationswechsel‑Signal auslöst, klassifiziert es sich in vitro als Vollagonist am CB1‑Rezeptor. Das bedeutet, wenn du eine ausreichende Menge reines THCP in einer Zellkultur hast, erreicht die cAMP‑Reduktion das Niveau eines synthetischen Vollagonisten wie CP‑55 940.

Vergleich: THCP, Δ9‑THC und HHC‑P

Potenz und Agonismus von drei bekannten Cannabinoiden
Cannabinoid CB1‑Affinität (Ki, nM) Agonist‑Typ Bekannte Wirkungen
THCP 0,36 Vollagonist starke Euphorie, intensiver Körper‑High, erhöhtes Schmerz‑ und Antientzündungs‑Potential
Δ9‑THC 10 Teilagonist klassisches High, Appetitsteigerung, leichte Angst bei hohen Dosen
HHC‑P ≈ 2,5 Teilagonist (mittlere Affinität) milder Rausch, leicht stimulierend, weniger körperliche Entspannung

Aktuelle Forschungsergebnisse

Studiendaten aus dem Labor von Cacciola et al. (2022) zeigen, dass THCP in Mausmodellen eine 3‑ bis 5‑mal höhere Analgesie‑Wirksamkeit erzielt als Δ9‑THC, wenn die Dosis proportional zur Rezeptor‑Affinität angepasst wird. Humanstudien fehlen bislang, aber erste Erfahrungsberichte aus Communities (z. B. Reddit‑Thread „THCP‑Experience‑2024“) deuten auf ein intensiveres, aber kürzeres High hin - meist 1‑2 Stunden im Vergleich zu 2‑4 Stunden bei THC.

Ein kritischer Punkt ist die Pharmakokinetik: THCP ist lipophiler, reichert sich stärker im Fettgewebe ein und wird langsamer metabolisiert. Das erklärt, warum manche Anwender trotz niedriger Dosierung ein sehr starkes „Kick‑In“ verspüren.

Hand hält winzige THCP‑Kristalle, Dropper bereit, rechtlicher Hinweis im Hintergrund.

Praktische Auswirkungen - Dosierung, Wirkung und Sicherheit

Für Konsumenten bedeutet die Vollagonist‑Eigenschaft, dass kleinere Mengen von THCP vergleichbare Effekte wie viel höhere Dosen THC erzeugen. Empfohlene Anfangsdosen liegen bei 0,5 mg bis 1 mg reines THCP, während für Δ9‑THC typische Anfangsdosen bei 5 mg liegen. Wer zu schnell steigert, riskiert unangenehme Nebenwirkungen wie Paranoia, erhöhte Herzfrequenz und Schwindel.

Da THCP noch nicht klinisch zugelassen ist, gibt es keine offizielle Dosis‑Guideline. Hersteller von HHC‑P‑Produkten, die THCP als Zusatzstoff verwenden, beschränken sich häufig auf <0,2 % des Gesamt‑Cannabinoidgehalts, um die gesetzliche Grauzone zu umgehen.

Aus rechtlicher Sicht ist THCP in den meisten europäischen Ländern nicht explizit reguliert, weil es nicht im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgeführt ist. Dennoch kann die Ähnlichkeit zu THC dazu führen, dass Behörden es als analoges Betäubungsmittel einstufen. In Deutschland gilt derzeit: Verkauf und Besitz können als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, wenn eine klare Absicht zur psychoaktiven Nutzung besteht.

Fazit: Ist THCP ein Vollagonist?

Die wissenschaftliche Evidenz aus Bindungsstudien und In‑Vitro‑Assays bestätigt, dass THCP ein Vollagonist am CB1‑Rezeptor ist. Das bedeutet, in reinen Systemen erreicht es die maximale Aktivierung des Rezeptors. In der Praxis hängt die erlebte Wirkung jedoch von Dosierung, individuellen Stoffwechselprozessen und der Formulierung des Produktes ab. Für Konsumenten bedeutet das: THCP ist deutlich potenter als Δ9‑THC und HHC‑P, und schon kleine Mengen können starke Effekte auslösen. Wer neugierig ist, sollte mit minimalen Dosen starten und die rechtliche Situation im eigenen Land prüfen.

Häufig gestellte Fragen

Wie stark ist THCP im Vergleich zu THC?

Laborstudien zeigen, dass THCP etwa 30‑mal stärker an den CB1‑Rezeptor bindet als Δ9‑THC, was in der Praxis zu einer viel höheren Potenz führt.

Ist THCP legal in Deutschland?

Derzeit ist THCP nicht explizit im Betäubungsmittelgesetz gelistet, aber bei Verdacht auf missbräuchliche Nutzung kann es als analoges Betäubungsmittel eingestuft werden. Vorsicht ist geboten.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Bei zu hoher Dosis können Angst, Paranoia, erhöhter Puls und Schwindel auftreten. Da THCP stark wirkt, empfiehlt sich ein langsames Hochdosieren.

Wie lange hält die Wirkung von THCP?

Erfahrungsberichte sprechen von einer Wirkungsdauer von etwa 1‑2 Stunden, wobei die Intensität höher, aber die Dauer kürzer als bei THC ist.

Kann man THCP mit anderen Cannabinoiden kombinieren?

Ja, jedoch sollte man die Gesamt‑CB1‑Aktivität im Auge behalten. Kombinationen mit CBD können beruhigend wirken, während weitere Vollagonisten das Risiko von Überstimulation erhöhen.

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