Wie wird THCP im Körper abgebaut?
THCP, oder Tetrahydrocannabiphorol, ist kein gewöhnliches Cannabinoid. Im Vergleich zu THC, dem bekanntesten Wirkstoff in Cannabis, hat THCP eine deutlich längere Seitenkette - sieben statt fünf Kohlenstoffatome. Das macht es bis zu 30-mal stärker an den CB1-Rezeptoren im Gehirn binden kann. Doch wie wird dieser starke Wirkstoff eigentlich im Körper abgebaut? Die Antwort ist entscheidend, wenn du verstehen willst, wie lange THCP wirkt, warum es manchmal unerwartet starke Effekte hat und wie du sicher damit umgehst.
Der erste Schritt: Aufnahme und Verteilung
Wie THC wird THCP meist über das Einatmen von Dampf oder Rauch oder über die Einnahme als Öl oder Essen aufgenommen. Bei Inhalation gelangt es innerhalb von Sekunden in die Lunge, dann direkt ins Blut und von dort ins Gehirn. Das erklärt, warum die Wirkung so schnell einsetzt - oft schon nach 10 bis 20 Minuten. Bei oraler Einnahme, etwa als Gummibärchen oder Tropfen, muss THCP erst durch den Magen-Darm-Trakt und die Leber passieren. Hier beginnt bereits der erste Teil des Metabolismus, genannt erster Pass-Effekt.
Die Leber ist der zentrale Ort, an dem die meisten Cannabinoide umgewandelt werden. Dort trifft THCP auf Enzyme, vor allem aus der Cytochrom-P450-Familie, besonders CYP2C9 und CYP3A4. Diese Enzyme sind auch für den Abbau von Medikamenten wie Ibuprofen oder Warfarin verantwortlich. Das bedeutet: Wer regelmäßig solche Medikamente nimmt, könnte einen veränderten THCP-Abbau erleben - entweder stärkere oder schwächere Wirkung.
Die Hauptmetaboliten: Wie THCP zerfällt
THCP wird in der Leber hauptsächlich in zwei Hauptmetaboliten umgewandelt: 11-Hydroxy-THCP und 11-Carboxy-THCP. Diese Verbindungen sind nicht einfach Abfallprodukte - sie haben eigene Wirkungen.
11-Hydroxy-THCP ist besonders interessant. Es ist fettlöslich, kann die Blut-Hirn-Schranke leicht überwinden und ist möglicherweise noch aktiver als das ursprüngliche THCP. Bei THC ist bekannt, dass 11-Hydroxy-THC stärker psychoaktiv ist als THC selbst - und da THCP bereits viel stärker bindet, könnte 11-Hydroxy-THCP eine noch intensivere Wirkung haben. Das könnte erklären, warum manche Menschen nach dem Essen von THCP-Produkten plötzlich sehr starke, fast überwältigende Effekte verspüren - nicht weil sie zu viel genommen haben, sondern weil der Körper selbst einen noch stärkeren Wirkstoff produziert.
11-Carboxy-THCP ist das Endprodukt des Abbaus. Es ist nicht psychoaktiv, wird über die Nieren ausgeschieden und ist der Stoff, den Drogentests nachweisen. Genau wie bei THC kann 11-Carboxy-THCP bis zu 30 Tage im Körper nachweisbar sein, besonders bei regelmäßiger Nutzung. Das ist ein entscheidender Punkt: Wer THCP nutzt, sollte sich bewusst sein, dass es selbst nach Wochen noch in Urinproben auftauchen kann - egal, ob man sich noch „high“ fühlt oder nicht.
Wie lange bleibt THCP im Körper?
Die Halbwertszeit von THCP ist bisher nicht genau gemessen worden - es gibt keine großen klinischen Studien, weil es erst seit 2019 bekannt ist. Aber auf Basis von Daten zu THC und ähnlichen Cannabinoiden lässt sich abschätzen:
- Einmalige Einnahme: Die psychoaktive Wirkung hält 2 bis 6 Stunden an, je nach Dosis und Aufnahmeweg. Der Körper baut aber fast alle Metaboliten innerhalb von 24 bis 48 Stunden ab.
- Regelmäßige Nutzung: Bei täglicher Einnahme sammeln sich Metaboliten im Fettgewebe an. Sie werden nur langsam freigesetzt - daher kann 11-Carboxy-THCP bis zu 30 Tage nach der letzten Einnahme im Urin nachweisbar sein.
- Einfluss von Körpergewicht: Da THCP fettlöslich ist, wird es bei Personen mit höherem Körperfettanteil länger gespeichert. Wer schlank ist, scheidet es schneller aus.
- Leberfunktion: Menschen mit Lebererkrankungen wie Fettleber oder Hepatitis bauen THCP langsamer ab. Das erhöht das Risiko für starke oder lang anhaltende Wirkungen.
Was beeinflusst den Abbau?
Nicht jeder Körper verarbeitet THCP gleich. Hier sind die wichtigsten Faktoren:
- Genetik: Einige Menschen haben eine Variante des CYP2C9-Gens, die das Enzym langsamer arbeiten lässt. Das führt zu einem verlängerten Abbau - und damit zu längerer Wirkung oder höherem Risiko für Nebenwirkungen.
- Alkohol und Medikamente: Alkohol hemmt CYP2C9 und CYP3A4. Wer THCP mit Bier oder Wein kombiniert, riskiert eine unerwartet starke Wirkung. Auch Antibiotika, Antidepressiva oder Blutverdünner können den Abbau verlangsamen.
- Geschlecht: Studien zeigen, dass Frauen tendenziell Cannabinoide langsamer abbauen als Männer - möglicherweise wegen hormoneller Unterschiede.
- Ernährung: Eine fettreiche Mahlzeit vor der Einnahme erhöht die Aufnahme von THCP um bis zu 50 %. Das kann die Wirkung verstärken - besonders bei oraler Einnahme.
Warum ist das wichtig für die Praxis?
THCP ist nicht einfach „starkes THC“. Es ist ein anderes Molekül mit anderen Abbaupfaden. Das hat praktische Konsequenzen:
- Keine Dosierung nach THC-Richtlinien: Wer bei THC mit 5 mg beginnt, sollte bei THCP mit 0,5 bis 1 mg starten. Der Abbau ist nicht linear - ein kleiner Unterschied in der Dosis führt zu einem großen Unterschied in der Wirkung.
- Warten ist entscheidend: Bei oraler Einnahme sollte man mindestens zwei Stunden warten, bevor man eine weitere Dosis nimmt. Die Wirkung kommt verzögert, aber oft plötzlich und intensiv.
- Kein „Rausch“ als Maßstab: Wer sich nicht „high“ fühlt, ist nicht automatisch sicher. Der Metabolit 11-Carboxy-THCP ist nachweisbar - und das kann bei Arbeitsplatztests, Reisen oder medizinischen Untersuchungen Probleme verursachen.
Was passiert mit THCP nach dem Abbau?
Nachdem THCP in 11-Carboxy-THCP umgewandelt wurde, wird es über die Nieren ausgeschieden - also über den Urin. Ein kleiner Teil wird auch über den Stuhl ausgeschieden, besonders wenn es als Öl eingenommen wurde. Die Ausscheidung erfolgt langsam und kontinuierlich. Es gibt keine bekannten Toxine oder schädlichen Abbauprodukte - der Körper behandelt THCP ähnlich wie andere Cannabinoide: er wandelt es in unschädliche, wasserlösliche Stoffe um, die er einfach loswird.
Aber: Langfristige Studien zur Sicherheit von THCP gibt es kaum. Was wir wissen, stammt aus Laborversuchen mit Zellkulturen oder Tieren. Der menschliche Körper könnte noch unbekannte Reaktionen zeigen. Deshalb ist Vorsicht geboten - besonders bei Personen mit Vorerkrankungen, Schwangeren, Jugendlichen oder Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Was passiert, wenn du THCP mit anderen Cannabinoiden kombinierst?
Viele Produkte enthalten THCP zusammen mit CBD, CBG oder THC. Das ist kein Zufall - Hersteller versuchen, die Wirkung abzumildern. CBD kann die Bindung von THCP an CB1-Rezeptoren blockieren und so die psychoaktive Wirkung reduzieren. Aber: Das beeinflusst nicht den Abbau. THCP wird trotzdem in 11-Hydroxy-THCP und 11-Carboxy-THCP umgewandelt. CBD verlangsamt nur die Wirkung, nicht den Metabolismus. Das bedeutet: Selbst wenn du dich „nicht high“ fühlst, ist THCP immer noch im Körper und wird weiter abgebaut.
Ein weiterer Punkt: THCP kann die Wirkung von CBD verändern. In einigen Fällen scheint es die entzündungshemmende Wirkung von CBD zu verstärken - aber das ist noch experimentell. Wer THCP für medizinische Zwecke nutzen möchte, sollte das nur unter ärztlicher Aufsicht tun.
Fazit: THCP ist kein Spielzeug
THCP ist kein neuer Trend, den man wie einen Energy Drink konsumieren kann. Es ist ein hochpotentes Cannabinoid mit einem komplexen, langwierigen Abbauweg. Seine Wirkung ist nicht nur stärker - sie ist auch schwerer vorherzusagen. Der Körper verwandelt es in Substanzen, die länger im System bleiben als THC. Wer es nutzt, muss wissen, wie es verarbeitet wird - sonst riskiert er unerwartete Reaktionen, gesundheitliche Risiken oder rechtliche Probleme.
Die einfachste Regel: Weniger ist mehr. Starte mit extrem niedrigen Dosen. Warte mindestens zwei Stunden. Vermeide Alkohol und Medikamente. Und wenn du unsicher bist - lass es sein. Dein Körper wird es dir danken.
Wie lange ist THCP im Urin nachweisbar?
Bei einmaliger Einnahme kann THCP bis zu 7 Tage im Urin nachweisbar sein, hauptsächlich als 11-Carboxy-THCP. Bei regelmäßiger Nutzung kann dieser Wert auf bis zu 30 Tage ansteigen, da sich die Metaboliten im Fettgewebe anreichern. Drogentests erkennen nicht die aktive Substanz, sondern den abgebauten Reststoff - und der bleibt länger im Körper als die Wirkung.
Kann man den THCP-Abbau beschleunigen?
Nein, es gibt keine sicheren oder wissenschaftlich bewiesenen Methoden, um den Abbau von THCP zu beschleunigen. Trinken von viel Wasser, Saunagänge oder Diäten helfen nicht - THCP wird über die Leber abgebaut, nicht über die Nieren. Alkohol oder bestimmte Medikamente können den Abbau sogar verlangsamen. Die einzige zuverlässige Methode ist Zeit und Abstinenz.
Ist THCP legal in Deutschland?
THCP ist in Deutschland nicht ausdrücklich verboten, aber es fällt unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG), weil es chemisch ähnlich wie THC ist und psychoaktive Wirkung hat. Der Verkauf, die Herstellung und der Besitz sind daher rechtlich riskant. Viele Produkte werden als „Hemp-Produkte“ verkauft, aber das ändert nichts an der rechtlichen Einordnung. Wer THCP kauft, handelt auf eigene Verantwortung.
Hat THCP mehr Nebenwirkungen als THC?
Ja, aufgrund seiner höheren Bindungsstärke an CB1-Rezeptoren kann THCP stärkere Nebenwirkungen verursachen: erhöhte Herzfrequenz, starke Angstzustände, Schwindel, Übelkeit oder sogar psychotische Episoden bei anfälligen Personen. Die Wirkung ist weniger kontrollierbar als bei THC, besonders bei oraler Einnahme. Menschen mit Herzproblemen, Angststörungen oder einer familiären Vorgeschichte von Psychosen sollten THCP komplett meiden.
Warum wirkt THCP länger als THC?
THCP bindet stärker und länger an die Cannabinoid-Rezeptoren. Außerdem wird es langsamer abgebaut, weil sein Molekül größer und stabiler ist. Die Metaboliten, besonders 11-Carboxy-THCP, bleiben länger im Körper. Bei oraler Einnahme entsteht außerdem der aktive Metabolit 11-Hydroxy-THCP, der die Wirkung verlängert. Das führt zu einer insgesamt längeren Dauer - oft 6 bis 10 Stunden, manchmal länger.
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