Cannabis Nährstoffmangel: Welche Nährstoffe fehlen?

TL;DR - Das Wichtigste auf einen Blick
- Cannabis braucht drei Makronährstoffe (Stickstoff, Phosphor, Kalium) in großen Mengen.
- Fehlende Mikronährstoffe wie Magnesium, Kalzium oder Eisen zeigen sich oft an Blattverfärbungen.
- Der pH‑Wert des Substrats bestimmt, welche Nährstoffe tatsächlich aufgenommen werden können.
- Während der Wachstumsphase ist Stickstoff am kritischsten, in der Blütephase dominieren Phosphor und Kalium.
- Regelmäßige EC‑Messungen helfen, Über‑ oder Unterdüngung rechtzeitig zu erkennen.
Wenn Sie sich fragen, welche Nährstoffe Cannabis fehlt, ist die Antwort nicht „einfach“. Die Pflanze hat unterschiedliche Bedürfnisse je nach Phase, Anbaumethode und Umwelt. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Makro‑ und Mikronährstoffe, typische Defizite und praktische Tipps, damit Ihr Grün gesund bleibt.
Grundlagen: Was sind Nährstoffe für Cannabis?
Cannabis ist ein einjähriges Kraut, das in der Pflanzenphilosophie als „Cannabis sativa L.“ klassifiziert wird. Wie jede Pflanze benötigt es eine ausgewogene Versorgung mit Makronährstoffen (die in großen Mengen benötigt werden) und Mikronährstoffen (Spurenelemente, die in geringen Konzentrationen ausreichen).
Die drei klassischen Makronährstoffe sind Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K). Sie bilden das Grundgerüst für vegetatives Wachstum, Blütenentwicklung und Stressresistenz.
Zusätzlich braucht Cannabis Magnesium, Kalzium, Schwefel und eine Reihe von Mikronährstoffen wie Eisen, Zink, Mangan, Bor und Kupfer. Diese werden häufig übersehen, führen aber schnell zu sichtbaren Mängeln.
Makronährstoffe im Detail
Jeder Makronährstoff hat eine Schlüsselrolle:
- Stickstoff (N) fördert das vegetative Wachstum, sorgt für dunkles, dichtes Laub und stärkt die Photosynthese. Ein Mangel äußert sich durch blassgrüne bis gelbe Blätter, besonders an den unteren Pflanzenteilen.
- Phosphor (P) ist entscheidend für Wurzelentwicklung und Blütenbildung. Symptome: Dunkelgrüne Blätter mit purpurfarbenen Adern, langsames Wachstum und schwache Blüte.
- Kalium (K) reguliert den Wasserhaushalt, stärkt das Immunsystem und unterstützt die Synthese von Zucker. Mangel: braune Blattspitzen, gewellte Ränder und reduzierte Ertragsqualität.
Während der vegetativen Phase dominiert Stickstoff, in der Blütephase werden Phosphor und Kalium zum Hauptakteur.
Mikronährstoffe - die kleinen Helden
Obwohl sie nur in Spuren vorkommen, sind sie unverzichtbar:
- Magnesium (Mg) - zentrales Atom im Chlorophyll. Mangel: gelbe Flecken zwischen den Blattadern, später gelb bis braun.
- Kalzium (Ca) - stärkt Zellwände. Mangel führt zu deformierten jungen Blättern und Spitzenverbrennungen.
- Schwefel (S) - Teil von Aminosäuren. Mangel äußert sich ähnlich wie Stickstoffmangel, jedoch mit stärkerer Verfärbung.
- Eisen (Fe) - wichtig für enzymatische Prozesse. Ein Eisendefizit zeigt sich als interveinale Chlorose (gelbe Adern, grüne Zwischenräume).
- Zink (Zn) - reguliert Wachstumshormone. Symptome: verkümmerte Blattspitzen und verkürzte Internodien.
- Mangan (Mn) - beteiligt an Photosynthese. Mangel: graugrüne Blätter mit braunen Flecken.
- Bor (B) - nötig für Zellteilung. Zu wenig Bor = knospige, verdrehte Blätter.
- Kupfer (Cu) - Teil von Enzymen. Defizit: leichte Krümmung der Blätter, braune Flecken.
Ein ausgewogenes Mikronährstoffgemisch ist in den meisten fertigen Nutrient‑Lösungen bereits enthalten, doch bei eigenem Mix kann leicht ein Ungleichgewicht entstehen.
pH‑ und EC‑Wert: Warum sie genauso wichtig sind
Der pH‑Wert (Säure‑/Basengehalt des Substrats) bestimmt, welche Nährstoffe die Pflanze aufnehmen kann. Im Boden liegt der ideale Bereich für Cannabis zwischen 6,0 und 6,8; in Hydroponik zwischen 5,5 und 6,2. Außerhalb dieses Bereichs können selbst vorhandene Nährstoffe „unverfügbar“ werden - das wirkt wie ein Mangel.
Der EC‑Wert (elektrische Leitfähigkeit - Maß für Gesamtkonzentration gelöster Nährstoffe) gibt Aufschluss über die Stärke der Nährlösung. Werte von 0,8-1,2mS/cm sind für die vegetative Phase optimal; 1,2-1,8mS/cm für die Blüte. Zu hohe EC führt zu Nährstoffverbrennung, zu niedrige EC zu Wachstumsstagnation.

Typische Defizite in verschiedenen Anbausystemen
Nährstoff | Häufige Ursache | Symptom (vegetativ) | Symptom (Blüte) |
---|---|---|---|
Stickstoff | Zu geringe Dosis, niedriger pH | Blasse, gelb werdende untere Blätter | Schwache Blattentwicklung, wenig Seitentriebe |
Phosphor | Zu niedriger EC, kaltes Substrat | Dunkelgrün, Purpurfärbung an Blattadern | Verzögerte Blütenreife, kleine Blütenköpfe |
Kalium | Hoher EC, saurer pH-Wert | Braune Blattspitzen, gewelltes Blatt | Absterben von Blütenständen, Rückgang des Harzgehalts |
Magnesium | Zu niedriger pH, unausgewogene Nährlösungen | Gelbe Flecken zwischen den Adern | Gelbe bis braune Blattzwischenräume |
Eisen | Alkalischer pH, Eisenbindung im Substrat | Interveinale Chlorose (gelbe Adern) | Gleiche, oft mit Wachstumsverlangsamung |
Die Tabelle zeigt, dass ein einziger falscher pH‑Wert mehrere Nährstoffe gleichzeitig unzugänglich machen kann. Das erklärt, warum manche Grower erst nach einer umfassenden pH‑Kalibrierung Verbesserung sehen.
Praktische Tipps zur Vermeidung von Nährstoffmängeln
- Starten Sie mit einem bewährten Basis‑Nährstoffset (z.B. 2‑teilige „Grow“‑ und „Bloom“-Formel) und passen Sie nur punktuell an.
- Kontrollieren Sie wöchentlich pH und EC - ein Hand‑pH‑Meter und ein EC‑Tester kosten wenig und sparen Ertrag.
- Führen Sie ein einfaches Defizit‑Logbuch: Notieren Sie Symptome, gemessene Werte und angepasste Dosen.
- Verwenden Sie destilliertes oder umgekehrtem Osmose‑gefiltertes Wasser, um unbekannte Mineralien zu eliminieren.
- Bei organischem Boden: Ergänzen Sie mit Knochenmehl (P), Blutmehl (N) und Holzkohle (Kalzium) in kleinen Dosen.
- In Hydroponik: Nutzen Sie Komplettlösungen, die alle Mikronährstoffe enthalten, und justieren Sie nur die Makronährstoffe je nach Phase.
Ein kleiner Test: Mischen Sie 2ml einer 1‑M‑N‑Lösung pro Liter Wasser, messen Sie pH6,3 und EC1,0mS/cm. Beobachten Sie die Pflanzen zwei Wochen; passen Sie dann je nach Sichtbarkeit von Gelbfärbung an.
Fehlersuche: Was tun bei sichtbaren Mängeln?
1. Symptom prüfen - zum Beispiel gelbe Blattspitzen = Kalium‑ oder Magnesium‑Mangel.
2. pH‑Wert messen - liegt er außerhalb des Idealbereichs? Korrigieren Sie mit pH‑Up‑oder Down‑Lösungen.
3. EC‑Wert prüfen - zu hoch? Verdünnen Sie die Lösung.
4. Gezielte Ergänzung - bei Kalium‑Mangel ein Kalium‑Sulphat‑Boost von 0,5mll⁻¹ geben.
5. Beobachten - nach 3‑5 Tagen sollte sich die Blattfarbe bessern. Bleibt das Problem, prüfen Sie das gesamte Nährstoffrezept.
Langfristige Strategie für gesunde Pflanzen
Ein erfolgreicher Grow lebt von Prävention:
- Planen Sie die Nährstoffzyklen im Voraus - haben Sie für jede Phase ein Rezept.
- Investieren Sie in hochwertige Messgeräte - präzise Daten verhindern Fehlentscheidungen.
- Setzen Sie auf leichte Anpassungen statt radikale Sprünge - Pflanzen reagieren empfindlich.
- Dokumentieren Sie jede Änderung; das hilft bei zukünftigen Saison‑Optimierungen.
Wenn Sie diese Routine befolgen, reduzieren Sie Mängel auf ein Minimum und maximieren Ertrag sowie Qualität.
Häufig gestellte Fragen
Wie oft sollte ich den pH‑Wert messen?
Idealerweise bei jedem Wasser‑ oder Nährstoffwechsel - mindestens einmal pro Tag während der Hauptdüngungsphase. So erkennst du Schwankungen sofort.
Welcher pH‑Wert ist für Cannabis im Boden optimal?
Ein Bereich von 6,0 bis 6,8 gilt als Goldstandard. Darunter sind Nährstoffe schlechter löslich, darüber kann es zu Eisen‑ und Mangan‑Mangel kommen.
Kann ich organische Erde mit hydroponischen Nährstoffen mischen?
Ja, aber nur mit geringer Konzentration. Zu viel Salz aus hydroponischen Lösungen kann die Mikrobiologie des Bodens schädigen.
Welche Mikronährstoffe verursachen die schnellste Blattverfärbung?
Eisen und Magnesium zeigen sich innerhalb von Tagen: Eisen führt zu interveinaler Chlorose, Magnesium zu gelben Flecken zwischen den Adern.
Wie erkenne ich, ob ein hoher EC‑Wert Verbrennungen verursacht?
Verbrennungen zeigen sich als braune, trockene Blattspitzen und -ränder. Reduziere die Lösung um 20% und beobachte, ob sich das Blattbild bessert.