Was bewirkt ein Cannabis‑Energydrink im Körper?

Isolde König Okt 26 2025 Cannabis und CBD Wissen
Was bewirkt ein Cannabis‑Energydrink im Körper?

Ein Cannabis‑Energydrink ist ein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk, das mit Cannabinoiden wie THC und CBD angereichert ist. Diese Kombination lässt viele Menschen fragen: Was passiert eigentlich, wenn ich so ein Getränk schlucke? In diesem Beitrag erkläre ich, welche Stoffe drinstecken, wie unser Körper darauf reagiert und worauf du achten solltest, bevor du zum nächsten Schluck greifst.

Welche Inhaltsstoffe stecken drin?

Ein typischer Cannabis‑Energydrink enthält drei Hauptkomponenten:

  • Koffein - das bekannte Aufputschmittel, das wir aus Kaffee oder Cola kennen.
  • THC (Tetrahydrocannabinol, der psychoaktive Hauptwirkstoff von Cannabis) - meist in niedrigen Dosen, um ein leichtes „High“ zu erzeugen.
  • CBD (Cannabidiol, ein nicht‑psychoaktives Cannabinoid mit beruhigenden Effekten) - soll die nervöse Wirkung von Koffein abmildern.

Manche Marken fügen noch L‑Theanin (eine Aminosäure aus grünem Tee, die Konzentration und Entspannung fördert) oder Vitamine hinzu, aber die drei Kernstoffe bleiben fast immer gleich.

Wie verarbeitet der Körper die einzelnen Stoffe?

Nach dem Schlucken gelangen Koffein, THC und CBD in den Magen‑Darm-Trakt. Dort wird Koffein schnell über die Schleimhaut ins Blut aufgenommen - ein Effekt, den du innerhalb von 15 bis 30 Minuten spürst. THC und CBD dagegen werden zuerst in der Leber metabolisiert. Dort verwandelt das Enzym CYP2C9 das THC in 11‑Hydroxy‑THC, das noch stärker wirkt. CBD wird zu verschiedenen Hydroxyl‑Metaboliten abgebaut, die kaum psychoaktiv sind.

Die verschiedenen Metaboliten erreichen schließlich das Endocannabinoid‑System (ein körpereigenes Netzwerk aus Rezeptoren, das Stimmung, Schmerz und Stoffwechsel reguliert). THC bindet an den CB1‑Rezeptor, was zu den typischen „High“-Gefühlen führt. CBD dagegen hat eine geringe Affinität zu CB1, beeinflusst aber andere Rezeptoren und sorgt für eine ausgleichende Wirkung.

Welche körperlichen Reaktionen sind zu erwarten?

Die Kombination aus Koffein und Cannabinoiden erzeugt ein besonderes Muster von Effekten:

  1. Erhöhte Herzfrequenz: Koffein stimuliert das sympathische Nervensystem und lässt das Herz schneller schlagen. THC kann das noch verstärken, besonders bei höheren Dosen.
  2. Veränderte Blutzuckerspiegel (die Menge an Glukose im Blut, die Energie für Körperzellen bereitstellt): Koffein kann kurzfristig den Blutzucker ansteigen lassen, während CBD möglicherweise die Insulinsensitivität verbessert.
  3. Gefühl von gesteigerter Konzentration: Koffein liefert den klassischen Wachmacher‑Kick, während CBD nervöse Spannungen mildert. Viele Nutzer berichten, dass sie sich fokussierter fühlen, ohne jitterig zu werden.
  4. Leichte Euphorie oder „Head‑High“: Das kommt fast ausschließlich vom THC. In einem Energydrink ist die Dosis meist < 5 mg, sodass das High selten stark ist, aber ein leichtes Wohlgefühl erzeugt.
  5. Erhöhte Körpertemperatur und Schwitzen: Sowohl Koffein als auch THC können die Thermoregulation beeinflussen.

Wie stark du diese Effekte spürst, hängt von deinem persönlichen Nervensystem (das Netzwerk aus Nerven und Gehirn, das Signale im Körper steuert), deiner Toleranz gegenüber Koffein und Cannabinoiden sowie deinem Körpergewicht ab.

Illustration des Verdauungs‑ und Stoffwechselwegs von Koffein, THC und CBD im Körper.

Potenzielle Nutzen - und wann sie wirklich greifen

Einige Studien (z. B. aus dem Journal of Caffeine Research, 2023) zeigen, dass moderate Mengen Koffein die sportliche Ausdauer um bis zu 12 % steigern können. Kombiniert mit CBD, das Entzündungen reduziert, könnte ein Cannabis‑Energydrink nach dem Training tatsächlich die Regeneration unterstützen.

CBD wird außerdem mit einer Verringerung von Angstzuständen und einer verbesserten Schlafqualität in Verbindung gebracht. Wenn du also einen Energydrink vor einem langen Arbeitstag nimmst, könnte das CBD helfen, das "Koffein‑Bauchgefühl" zu glätten.

Wichtig: Der Nutzen ist stark abhängig von der individuellen Verträglichkeit. Menschen, die bereits empfindlich auf Koffein reagieren, spüren eher Herzrasen und Nervosität, selbst wenn das Getränk nur 50 mg Koffein enthält.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Wie bei jedem kombinierten Stimulans gibt es Risiken:

  • Herz‑Kreislauf‑Belastung: Bei Personen mit Bluthochdruck kann die Kombination aus Koffein und THC den Blutdruck kurzfristig erhöhen.
  • Angst und Paranoia: Auch geringe THC‑Mengen können bei psychisch vulnerablen Menschen Unruhe auslösen. CBD kann das mildern, ist aber kein Garant.
  • Schlafstörungen: Wenn du den Drink zu spät am Abend trinkst, kann das Koffein deine Schlafzyklen stören, selbst wenn CBD versucht, zu beruhigen.
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten: THC und CBD werden über dieselben Leberenzyme (CYP450) abgebaut. Wenn du z. B. Blutverdünner nimmst, kann die Metabolisierung beeinflusst werden.

Ein weiteres Thema ist die Toleranzbildung. Regelmäßiger Konsum kann die Wirkung von Koffein und THC mindern, sodass du mit der Zeit höhere Dosen brauchst - das erhöht das Risiko von Nebenwirkungen.

Dosierung - wie viel ist zu viel?

Die meisten Hersteller geben pro 250 ml Dose etwa 80 mg Koffein, <5 mg THC und 10-15 mg CBD an. Zum Vergleich: Ein normaler Espresso enthält ca. 70 mg Koffein, während ein Joint 10-30 mg THC liefern kann.

Für Einsteiger empfiehlt sich ein erstes Mal mit einer halben Dose (125 ml). Warte 45 Minuten, beobachte deine Herzfrequenz und dein Befinden. Wenn alles gut läuft, kannst du die volle Portion probieren. Wer regelmäßig Koffein trinkt, sollte den Energydrink nicht zusammen mit stark koffeinhaltigen Getränken (z. B. Energy‑Shots) kombinieren.

Sportler/in trinkt den Drink vor dem Training, Herzschlag‑Visualisierung und Energiewelle.

Rechtlicher Rahmen in Deutschland

Seit 2024 dürfen in Deutschland CBD‑Produkte mit einem THC‑Gehalt von bis zu 0,2 % legal verkauft werden. Viele Cannabis‑Energydrinks nutzen genau diese Grenze, sodass sie ohne medizinische Ausnahme verschrieben werden dürfen. Wichtig ist, dass die Produkte als „Nahrungsergänzungsmittel“ gekennzeichnet sind und keine gesundheitsbezogenen Werbeversprechen enthalten.

Beim Kauf solltest du auf das Lab‑Testing‑Label (ein Zertifikat, das die exakten Cannabinoid‑ und Koffeinwerte bestätigt) achten. Seriöse Hersteller veröffentlichen Labordaten von unabhängigen Prüfämtern (z. B. Eurofins).

Praktische Tipps für den Alltag

  • Trinke den Drink idealerweise 30 - 60 Minuten vor körperlicher Aktivität, wenn du einen Leistungsboost suchst.
  • Vermeide den Konsum nach 16 Uhr, um Schlafprobleme zu verhindern.
  • Wenn du schwanger bist, stillst oder Medikamente nimmst, lass die Finger davon - die Wirkung auf das ungeborene Kind bzw. die Medikamente ist nicht ausreichend erforscht.
  • Bewahre das Getränk kühl und lichtgeschützt auf; THC und CBD können bei Hitze abgebaut werden.
  • Für sportliche Wettkämpfe: informiere dich über die Regularien deines Verbandes - einige Wettbewerbe verbieten THC‑freie Produkte, andere nicht.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

Ein Cannabis‑Energydrink kombiniert Koffein, THC und CBD zu einem einzigartigen Stimulans. Die Wirkung umfasst erhöhten Fokus, leichte Euphorie, steigende Herzfrequenz und mögliche Regenerationseffekte, gleichzeitig aber Risiken für Herz‑Kreislauf‑System, Angst und Schlaf. Die Dosierung ist niedrig - meist <5 mg THC - und das Produkt ist legal, solange der THC‑Gehalt 0,2 % nicht überschreitet. Wer es verantwortungsbewusst nutzt und auf Qualität achtet, kann es als kurzfristigen Performance‑Booster einsetzen.

Vergleich der Hauptbestandteile in einem typischen 250 ml Cannabis‑Energydrink
Komponente Menge pro Dose Primäre Wirkung Typische Nebenwirkung
Koffein 80 mg Wachheit, gesteigerte Konzentration Herzrasen, Zittern
THC <5 mg Leichtes High, Euphorie Paranoia, erhöhter Blutdruck
CBD 10‑15 mg Entspannung, Angstlinderung Schläfrigkeit (bei hohen Dosen)

Wie schnell wirkt ein Cannabis‑Energydrink?

Koffein entfaltet seine Wirkung nach etwa 15‑30 Minuten, während THC erst nach 30‑60 Minuten spürbar wird, weil es erst in der Leber umgewandelt werden muss.

Ist das Produkt legal in Deutschland?

Ja, solange der THC‑Gehalt 0,2 % nicht überschreitet und das Getränk als Nahrungsergänzungsmittel gekennzeichnet ist.

Kann ich den Drink nach dem Sport trinken?

Ja, viele Athleten nutzen ihn zur schnellen Regeneration, weil CBD Entzündungen hemmt und Koffein die Glykogenauffüllung beschleunigt.

Wie viel THC ist in einer typischen Dose?

Üblicherweise weniger als 5 mg, oft sogar nur 2‑3 mg, um ein sanftes High zu gewährleisten.

Gibt es Wechselwirkungen mit Medikamenten?

Ja, besonders mit Medikamenten, die über das CYP450‑System abgebaut werden (z. B. Blutverdünner, Antidepressiva). Im Zweifel immer mit dem Arzt sprechen.

Ähnlicher Beitrag, der Ihnen gefallen könnte