Wenn du schon mal von jemandem gehört hast, der ein Kraut gegessen hat und danach wie betrunken war, ohne Alkohol getrunken zu haben - dann bist du nicht allein. Viele Menschen suchen nach natürlichen Alternativen zu Alkohol, entweder aus gesundheitlichen Gründen, aus Neugier oder weil sie einfach etwas anderes erleben wollen. Aber welches natürliche Kraut macht dich wirklich betrunken? Die Antwort ist komplex, und nicht jedes Kraut, das als „naturbelassen“ gilt, ist harmlos.
Das Kraut, das dich wirklich high macht: Salvia divinorum
Das einzige natürliche Kraut, das in der Wirkung mit starken Alkohol- oder Cannabis-Rauschzuständen vergleichbar ist, ist Salvia divinorum ein psychoaktives Kraut aus der Mint-Familie, das traditionell von den Mazatek-Indigenen in Mexiko in rituellen Kontexten verwendet wird. Es enthält Salvinorin A, einen der stärksten bekannten natürlichen Psychedelika - stärker als LSD, aber mit einer ganz anderen Wirkung.
Im Gegensatz zu Cannabis wirkt Salvia divinorum innerhalb von Sekunden, wenn es geraucht wird. Die Wirkung dauert nur 5 bis 15 Minuten, aber in dieser Zeit erleben viele Menschen eine völlige Auflösung der Realität: Du kannst dich selbst als fremde Person wahrnehmen, mit nicht existierenden Wesen kommunizieren oder das Gefühl haben, durch Wände zu fallen. Es ist kein „lustiger Rausch“ wie bei Alkohol - es ist eine intensive, oft beängstigende Reise.
Wissenschaftler der Universität California haben 2018 gezeigt, dass Salvinorin A nur an Kappa-Opioid-Rezeptoren im Gehirn bindet - anders als THC, das an CB1-Rezeptoren wirkt. Das macht Salvia nicht nur anders, sondern auch schwerer vorherzusagen. Einige Menschen fühlen sich danach erleichtert, andere haben Panikattacken oder fühlen sich tagelang benommen.
Warum Cannabis nicht als „Alkohol-Ersatz“ gilt
Die meisten denken automatisch an Cannabis, wenn sie nach einem natürlichen Rauschmittel suchen. Aber Cannabis macht dich nicht „betrunken“ wie Alkohol. Es macht dich high - das ist etwas anderes. Alkohol hemmt deine Hemmungen, verlangsamt deine Reaktionen, verschwimmt deine Wahrnehmung und führt oft zu Schwindel oder Übelkeit. Cannabis hingegen kann dich entspannen, lachen machen, Appetit auslösen oder dich in Gedanken verlieren - aber es verändert deine motorischen Fähigkeiten kaum, wenn du nicht zu viel nimmst.
Bei Cannabis-Edibles - also Essen oder Trinken mit THC - kann die Wirkung besonders stark und unvorhersehbar sein. Ein Stück Brownie mit 20 mg THC kann dich für 4 bis 8 Stunden in einen Zustand versetzen, in dem du dich wie in einem Traum befindest. Viele Menschen berichten, dass sie nach einem Cannabis-Edible „nicht mehr wissen, wie spät es ist“ oder „wie ein Filmheld“ fühlen - aber selten „betrunken“ im klassischen Sinn.
Ein 2023er Bericht aus der Zeitschrift Journal of Cannabis Research zeigt: 68 % der Nutzer von Cannabis-Edibles haben mindestens einmal eine unerwartet starke Wirkung erlebt, weil sie zu viel gegessen haben - oft weil sie zu schnell nachgelegt haben, nachdem sie nichts spürten. Das ist der Hauptgrund, warum Cannabis-Edibles gefährlich werden können: Die Wirkung verzögert sich um 30 bis 90 Minuten. Du denkst, es wirkt nicht - also nimmst du noch mehr. Und dann kommt die Welle.
Kava: Das beruhigende Kraut, das dich „leicht“ macht
Ein anderes Kraut, das oft mit Alkohol verglichen wird, ist Kava ein Wurzelgetränk aus den pazifischen Inseln, das seit über 3.000 Jahren in kulturellen und rituellen Zusammenhängen konsumiert wird. Es kommt aus der Wurzel der Kava-Pfefferpflanze und wird in der Südsee als „natürlicher Beruhiger“ genutzt.
Kava macht dich nicht high, aber es macht dich entspannt - sehr entspannt. Du fühlst dich leicht, deine Muskeln lockern sich, dein Geist wird ruhig. Viele sagen, es fühlt sich an wie ein leichter Alkoholrausch, ohne Kater, ohne Sprachstörungen, ohne Übelkeit. Es ist kein Rausch - es ist ein tiefer Zustand der Gelassenheit.
Einige Studien, unter anderem von der Universität Sydney, zeigen, dass Kava wirksam bei Angstzuständen ist - und zwar so wirksam wie einige verschreibungspflichtige Medikamente. Aber: Es gibt Risiken. Bei übermäßigem Konsum kann Kava die Leber schädigen. In Deutschland ist es als Nahrungsergänzungsmittel erlaubt, aber in der Schweiz und einigen anderen Ländern ist es verboten. Die Dosierung zählt: 100-250 mg Kavalactone pro Tag sind sicher, mehr als 500 mg erhöht das Risiko.
Andere Kräuter? Die meisten sind kein Rauschmittel
Du findest im Internet viele Behauptungen: „Moringa macht high“, „Basilikum wirkt wie LSD“, „Lavendel lässt dich schweben“. Das ist Quatsch. Diese Pflanzen haben keine psychoaktiven Wirkstoffe in ausreichender Konzentration, um das Gehirn zu beeinflussen. Lavendel beruhigt - aber nicht durch Rausch. Moringa ist nährstoffreich - aber nicht berauschend.
Einige Kräuter wie Mimosa hostilis eine Pflanze mit dem Wirkstoff DMT, der in ayahuasca verwendet wird. oder Ayahuasca eine Mischung aus Pflanzen, die DMT und MAO-Hemmer enthält und tiefgreifende psychische Erfahrungen auslöst. haben starke Wirkungen - aber sie sind nicht „natürlich“ im Sinne von „im Supermarkt zu finden“. Sie sind komplexe, oft gefährliche Zubereitungen, die nur unter professioneller Aufsicht verwendet werden sollten.
Warum du vorsichtig sein solltest
Das größte Problem mit natürlichen Rauschmitteln ist die Annahme, dass „natürlich“ gleich „sicher“ bedeutet. Das ist eine gefährliche Falle. Salvia divinorum ist ein Wildkraut - aber es kann deine Wahrnehmung so stark verändern, dass du dich verletzt, weil du nicht mehr weißt, wo du bist. Kava kann deine Leber schädigen, wenn du es monatelang täglich trinkst. Cannabis-Edibles können dich für Stunden außer Kontrolle bringen - besonders, wenn du sie zum ersten Mal nimmst.
Ein Fall aus der Schweiz aus dem Jahr 2024: Ein 22-Jähriger nahm drei Salvia-Extrakt-Zigaretten, dachte, er sei „nur neugierig“, und stürzte aus dem dritten Stock, weil er glaubte, fliegen zu können. Er überlebte - mit schweren Verletzungen. Die Polizei fand heraus, dass er Salvia online als „natürliche Entspannung“ gekauft hatte.
Das Problem: Viele dieser Kräuter sind nicht reguliert. Du weißt nicht, wie viel Wirkstoff drin ist. Du weißt nicht, ob es mit Chemikalien versetzt ist. Du weißt nicht, ob es für dich sicher ist - besonders wenn du Medikamente nimmst, depressiv bist oder Herzprobleme hast.
Was du stattdessen tun kannst
Wenn du nach einem angenehmen, kontrollierten Zustand suchst - ohne Risiko - gibt es bessere Wege:
- Tea mit CBD: Kein Rausch, aber Entspannung. 10-25 mg CBD pro Tasse beruhigen ohne Beeinträchtigung.
- Kava-Tee in moderater Dosis: Maximal 200 mg Kavalactone pro Tag. Nur ab und zu.
- Spaziergänge in der Natur: Studien zeigen: 20 Minuten im Wald senken Cortisol (Stresshormon) um bis zu 30 % - ohne Nebenwirkungen.
- Atmungsübungen: Die 4-7-8-Methode (4 Sekunden einatmen, 7 halten, 8 ausatmen) kann dich in 90 Sekunden entspannen - besser als jede Droge.
Alkohol ist ein depressives Mittel - es dämpft dein Nervensystem. Wenn du nach Entspannung suchst, dann suche nicht nach einem Ersatz für Alkohol. Suche nach einem Weg, der dich stärkt - nicht dämpft.
Frequently Asked Questions
Macht Cannabis wie Alkohol betrunken?
Nein. Cannabis macht dich high, nicht betrunken. Alkohol verlangsamt deine Reaktionen, verschwimmt deine Wahrnehmung und kann Übelkeit verursachen. Cannabis kann dich entspannen, lachen machen oder deine Gedanken verändern - aber es beeinträchtigt deine Motorik kaum, wenn du nicht zu viel nimmst. Edibles können stark wirken, aber das ist kein klassischer Rausch wie bei Alkohol.
Ist Salvia divinorum legal in Deutschland?
Ja, Salvia divinorum ist in Deutschland nicht gesetzlich verboten - aber es ist ein Graubereich. Der Wirkstoff Salvinorin A ist nicht in der Betäubungsmittelgesetz-Liste aufgeführt, aber die Pflanze selbst ist als „nicht für den menschlichen Konsum“ gekennzeichnet. Der Verkauf ist erlaubt, aber der Konsum wird von Ärzten und Polizei als riskant eingestuft. In der Schweiz und Österreich ist sie verboten.
Kann Kava die Leber schädigen?
Ja, bei übermäßigem oder langfristigem Konsum kann Kava Leberschäden verursachen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat 2020 Warnungen veröffentlicht, nachdem mehrere Fälle von Leberentzündung und Leberversagen gemeldet wurden. Die Risiken steigen bei Dosen über 500 mg Kavalactone pro Tag oder bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol oder Medikamenten. Moderater Konsum (unter 250 mg/Tag) ist für die meisten Menschen sicher - aber nicht für jeden.
Warum wirkt Cannabis-Edible so langsam?
Weil THC erst durch den Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird - nicht durch die Lunge. Bei Rauchen wirkt THC in 5-10 Minuten. Bei Essen dauert es 30-90 Minuten, bis es ins Blut kommt. Viele Menschen denken, es wirkt nicht und nehmen noch mehr - und dann kommt die Welle. Das ist der häufigste Grund für Notfälle bei Cannabis-Edibles.
Gibt es ein sicheres natürliches Kraut, das wie Alkohol wirkt?
Nein. Es gibt kein natürliches Kraut, das Alkohol sicher und gleichwertig ersetzt. Alkohol wirkt als zentrales Nervensystem-Depressivum - und das ist eine chemische Wirkung, die kaum durch Pflanzen nachzuahmen ist, ohne Risiken. Kava und CBD können Entspannung bringen, aber nicht den gleichen Effekt wie ein Bier oder ein Glas Wein. Der beste Ersatz ist nicht ein Kraut - sondern eine andere Gewohnheit: Tee trinken, spazieren gehen, atmen.
Was du jetzt tun kannst
Wenn du neugierig bist - probiere nicht einfach irgendein Kraut aus. Lies, was drinsteckt. Frag einen Arzt, wenn du Medikamente nimmst. Beginne mit CBD-Tee oder einem Kava-Extrakt in niedriger Dosis - und nur, wenn du in einer sicheren Umgebung bist. Und wenn du wirklich etwas wie Alkohol erleben willst - dann trink einen Tee, geh raus in die Natur, atme tief - und lass den Rausch kommen, ohne ihn zu erzwingen.